首页 Geld dürft ihr haben, frei sein nicht!

Geld dürft ihr haben, frei sein nicht!

举报
开通vip

Geld dürft ihr haben, frei sein nicht!Für seinen Film "iPhoneChina" hat sich der Künstler Christian von Borries in China die Produktionsbedingungen für das iPhone 5 angeschaut. Er hat junge Arbeiter gesprochen, die den Begriff Ausbeutung noch nie geh?rt haben. Und ihm ist klar geworden, dass man m...

Geld dürft ihr haben, frei sein nicht!
Für seinen Film "iPhoneChina" hat sich der Künstler Christian von Borries in China die Produktionsbedingungen für das iPhone 5 angeschaut. Er hat junge Arbeiter gesprochen, die den Begriff Ausbeutung noch nie geh?rt haben. Und ihm ist klar geworden, dass man mit alt-linken nicht mehr gegen den Kapitalismus k?mpfen kann. Christine Watty: Die Verhandlungen, die haben jahrelang gedauert. Jetzt ist das iPhone auch Teil des Verkaufsprogramms von China Mobile, mit 760 Millionen Kunden der gr??te Mobilfunkanbieter der Welt. Und für diese kalifornisch-chinesische Kooperation, da mussten technische Netzwerkstandards in China ge?ndert werden, damit das Netz dort und das iPhone irgendwie zusammenpassen. Jetzt wird es spannend für Apple, denn der Markt sah für das Unternehmen bisher nicht so rosig aus, die Chinesen haben sich lieber Ger?te anderer Hersteller gekauft, sicher auch, weil das iPhone überhaupt nur über zwei kleinere Anbieter zu haben war. Und Apple aber hat dennoch eine Rolle im Land gespielt, nicht zuletzt als Auftraggeber für die chinesischen Foxconn-Ablegerfirmen, deren Arbeitsbedingungen kritisiert werden und die mit relativ hohen Selbstmordraten der Angestellten auch in China Schlagzeilen gemacht haben. Christian von Borries ist Musiker, Künstler, Filmemacher und hat sich für seinen Film "iPhoneChina" mit der Frage besch?ftigt: W?re Apple ein Staat, würdest du lieber dort leben oder lieber in China? Zudem stellt er die überlegungen an, ob denn Software eigentlich eine neue Regierungsform sein k?nnte! Und wir freuen uns, dass Christian von Borries heute zu Gast ist, sch?nen guten Tag! Christian von Borries: Guten Tag! Watty: Wo würden Sie denn lieber leben, in Apple oder doch in China? von Borries: Ich finde es natürlich erst mal gut, wenn man so Fragen stellt, die man gar nicht beantworten muss, weil es eventuell wichtiger ist, überhaupt erst mal auf eine gute Frage zu kommen, angesichts dieses Dickichts, das Sie gerade beschrieben haben. Also, da ist so eine Firma, die macht Riesenprofite in Kalifornien, da sind Herstellungsfirmen, die nicht Teile des eigenen Firmenimperiums sind, die kleinere Profite machen, wo die Leute ausgebeutet werden, wo man sich fragen muss, was macht denn der Staat? Muss der die eigentlich nicht schützen? Ich war ja da, das sind ganz hübsche junge Arbeiter und Arbeiterinnen, und zwar Hunderttausende. Also, in dieser einen Fabrik, da sind 300.000 Leute, die nur das iPhone 5 herstellen. Und dann gibt es natürlich diese alten Linken in der westlichen Welt, und die Linken sagen: Ach, auf denen, auf diesen jungen Arbeitern beruht unsere Hoffnung für die Weltrevolution, für den Sozialismus, die müssen sich erheben. Und wenn man sich das anguckt, da denkt man sich, das ist die gr??te überforderung, die man sich nur vorstellen kann! Also, das ist ganz sch?n schwierig alles. Das hei?t, erst mal eine gute Frage stellen, die man gar nicht unbedingt beantworten muss, ist ein Weg, den ich gut finde! Watty: Wobei diese Gleichsetzung von Unternehmen und Staat natürlich schon eine ganze Weile eine Rolle spielt. Ein Beispiel ist mir eingefallen, ist auch schon ein paar Jahre alt: Als Google auf einmal eben auch in China eigentlich agiert hat wie ein eigener Staat, als Google gesagt hat, wir lassen diese Zensur nicht mehr durch, nachdem es Hackerangriffe von chinesischer Seite auf das Unternehmen gab, und dann auf einmal tats?chlich so eine Auseinandersetzung zwischen einem Unternehmen und einem Staat stattfand, als würden beide auf einer Ebene spielen, und dann auch erstmals die Fragen eben auftauchten: Sind denn diese gro?en IT-Unternehmen im weitesten Sinne tats?chlich staaten?hnlich? Wo sehen Sie denn Parallelen zwischen solchen Unternehmen – Google, Apple, ist ja in dem Fall vielleicht auch ein bisschen egal – und Staaten? "Der Film l?dt eigentlich zum gemeinsamen Nachdenken ein" von Borries: Ja, es war so für mich: Also, einmal gibt es natürlich schon seit L?ngerem solche Formulierungen wie die Deutschland-AG, und das gibt es auch bei China. Also, China, Inc. zum Beispiel ist so ein Terminus technicus, wenn man jetzt den "Economist" liest oder solche englischsprachigen Wirtschaftszeitungen, da ist davon immer die Rede. Es hei?t, ein Staat wird geführt wie ein Wirtschaftsunternehmen, das hei?t, auf Effizienz und auf Profit auch. Das kann man auch sehen, wenn man hier aus dem Fenster rausguckt und Berliner ehemals staatliche Immobilienunternehmen sieht, die eigentlich dafür da sein sollten, sozusagen die Grundlagen eines menschenwürdigen Lebens, n?mlich Wohnungen, die bezahlbar sind, zu garantieren. Die müssen inzwischen auch privatwirtschaftlich auf Profitorientierung basierend agieren. Also, erst mal sind die Staaten wie Firmen. Und dann habe ich eine Sache von Eric Schmidt, und Eric Schmidt war der CEO, also der Gesch?ftsführer von Google, der sagte irgendwann, Unternehmen wie Apple und wie Google, die werden wie Staaten geführt. Damit meinte er, wir führen keine Kriege, Staaten führen heute auch keine Kriege mehr, wir einigen uns. Und da war pl?tzlich sozusagen auch das Andersrum formuliert. Und da habe ich gedacht, also, diese Ideen, die muss man ja finden. Die fallen mir ja nicht in den Scho?. Wenn ich die finde, dann muss man sie sozusagen mit was anderem zusammen kombinieren, also einen Assoziationsraum schaffen. Das ist alles, was ich gemacht habe, weil ich die Frage nicht beantworten kann. Aber dass sie pl?tzlich so offen auf dem Tisch liegt, dann macht es unheimlich Spa?, weiterzudenken. Und das macht dieser Film, der Film l?dt eigentlich zum gemeinsamen Nachdenken ein. Also, dann bin ich auf so einen Begriff gesto?en zum Beispiel wie Californian Ideology. Das wusste ich vorher überhaupt nicht, was das ist, die kalifornische Ideologie. Denn diese Firmen, also nicht nur Apple, sondern auch Google, und eigentlich handelt dieser Film, den ich gemacht habe, von denen allen, also, man kann jetzt keineswegs sagen, ah, Apple sind die B?sen und Samsung sind die Guten, oder Facebook ist nur halb so gut wie … Nein! Mich interessiert was anderes, mich interessiert eine Ideologie, die dahinter steht. Und die is t interessant, weil die … Ja, die Hippies aus Kalifornien, so eine neoliberale Ideologie, sind eigentlich dieselben Leute. Also sozusagen: Kiffen, Start-up gründen, Geld verdienen! Aha, was ist denn das jetzt, da habe ich gerade von einem Staat gesprochen oder von einer Firmenidee? Ist das nicht eigentlich sozusagen das, was die USA ausmacht, was wir sozusagen auch American Dream nennen? Jetzt sprechen die in China aber von Chinese Dream! Watty: Sie beschreiben diesen Film eben als Assoziationsraum, rund um eben diese gro?e Fragestellung, und haben ja auch schon zu Recht gesagt, das ist keine Frage, die man so einfach beantworten muss und man hat hinterher ein Ergebnis. Aber sind Sie trotzdem auf Ergebnisse oder Antworten sozusagen gesto?en, also wie sehr staaten?hnlich, wie sehr unternehmen?hnlich jeweils das andere Konstrukt ist? von Borries: Also, eine Sache ist natürlich erst mal ganz klar, ein Staat kann ultimativ mit der Polizei vorfahren und einen verhaften, das kann eine Firma nicht. Andererseits sehen wir natürlich jetzt durch diese NSA-Aff?re, wie eng diese Firmen zusammenarbeiten mit Staaten. Also, insbesondere natürlich mit dem Staat, in dem sie gegründet worden sind und der sie schützt. Also gibt es gro?e Grauzonen. Und so eine Organisation eben wie ein Geheimdienst ist ohne soziale Netzwerke und die Auswertbarkeit dieser Datenmengen ja heutzutage überhaupt nicht handlungsf?hig. Also sprechen wir von einer Grauzone. Und diese Grauzone ist das, was interessant ist. Wir sind bisher davon ausgegangen, ah, ich benutze mein Telefon, ich benutze ein E-Mail-Programm und das und das mache ich, ah, und bestimmte Sachen, die mir nicht so richtig recht sind, die mache ich vielleicht über einen Tor Browser, der also eine gro?e Verschlüsselungskapazit?t hat. Pl?tzlich merkt man, ah, egal, ist alles egal! Sogar wenn dein Rechner offline ist, kann er übrigens auch überwacht und abgeh?rt werden! Das wundert einen eigentlich nicht, es ist aber natürlich eine neue Qualit?t. Und diese neue Qualit?t ist eben nicht nur da bei dem, was Sie am Anfang beschrieben haben, 800 Millionen neue Kunden für Apple, sondern was bedeutet das eigentlich? Die Chinesen sind ja gar nicht, ich glaube, die kaufen keine Apple, es gibt ja viel bessere Telefone. Es gibt zum Beispiel eine chinesische Handyfirma, die für 200 Euro die Dinger herstellt, die viel besser sind. Gibt es aber in Europa noch nicht und in den USA auch nicht. Also, sozusagen auf der Ebene, dass wir uns in die Gesch?ftsmodelle dieser Firmen eindenken müssen, glaube ich, da brauchen wir gar nichts zu machen, das wird schon irgendwie laufen. Aber interessanter ist es eben wie so eine Metaebene, von au?en zu beobachten, was da passiert und was es bedeutet. Das bedeutet natürlich einmal mehr Kunden, aber wenn der Staat auch schon sagt, beteilige dich nicht an politischen Diskursen… Und das hat Deng Xiaoping, der diesen neuen chinesischen Staat definiert hat vor 30 Jahren gesagt: Wir wollen keine politische Einmischung, das macht die Partei! Aber ihr dürft reich werden, ihr dürft sozusagen individualisierte Kapitalisten sein, das dürft ihr so viel ihr wollt! Das ist ?hnlich natürlich auch in Russland passiert. Das passiert in diesen Staaten, es passiert natürlich hier tendenziell auch. Hier gibt es immer noch Freiheit, Demokratie, Menschenrechte, also sozusagen, weshalb ja jetzt auch Kriege geführt werden und so weiter! Watty: Wir sprechen mit Christian von Borries im "Radiofeuilleton" im Deutschlandradio Kultur anl?sslich des Starts der Kooperation von China Mobile und Apple und vor allem auch anl?sslich Ihres Filmes "iPhoneChina". So, wie Sie das natürlich jetzt beschreiben, geht es auch – wenn man zuh?rt und das nachvollzieht alles – um eine Art der Bewusstseinsmachung all dieser Zusammenh?nge. Und das ist ja eh das gro?e Thema der Zeit. Jetzt waren Sie in China unterwegs, haben eben auch mit Foxconn-Arbeitern gesprochen. Diese Bewusstseinsmachung für jemanden, der das mit durchdenken will, was gerade in der Welt passiert, ist die eine Sache, aber wie ist es dann direkt vor Ort in China gewesen? Ist das ein Gedankengang, der da passiert und der auch wirklich mit nachvollzogen wird? Der Begriff Ausbeutung war dem interviewten Arbeiter unbekannt von Borries: Das ist eine komplexe Angelegenheit, weil einerseits gibt es natürlich so ein paar Organisationen, die vor allem in Hongkong sind, die das recherchieren, was da passiert mit diesen Arbeitern, eben auch diese … Also, die Spitze des Eisbergs sind natürlich diese Selbstmorde, wo die wirklich vom Fabrikdach runtergesprungen sind, also, um auch ein Zeichen zu setzen, daraufhin wurden diese Netze installiert. Diese Geschichten haben wir ja geh?rt in den Medien. Andererseits, die Arbeiter, die ich interviewt habe – und in diesem Film ist auch ein l?ngeres Interview mit einem Arbeiter, irgendwann frage ich ihn dann, also, er beschreibt wirklich ausbeuterische Bedingungen –, frage ich ihn: Würden Sie das, was Sie da erleben, mit Ausbeutung umschreiben? Und er antwortet, also mit einer übersetzerin dazwischen, er sagt: Ausbeutung? Ich wei? gar nicht, diesen Begriff kenne ich nicht, ich wei? gar nicht, was das bedeuten soll! Das ist natürlich sehr interessant. Wenn man sich überlegt, was da eigentlich gerade passiert ist: Es ist klar, ein Staat, der selbst einerseits diese schizophrene Rolle dieses chinesischen Staates zwischen sozialistischer Einparteienstaat und dann aber so entfesselter Kapitalismus … Im sozialistischen Staat gibt es keine Ausbeutung, der ist ja gerade dazu da, um Ausbeutung zu überwinden! Also muss der junge Arbeiter, der vielleicht 16 oder 18 Jahre alt ist, der braucht ja diesen Begriff nicht zu kennen! Solange er den Begriff nicht kennt, wird er nie was an diesem Ausgebeutetsein ver?ndern! Jetzt zurück zu unsereins: Vielleicht haben Sie so ein iPhone, ich habe jetzt kein iPhone, ich habe ein anderes, sozusagen dasselbe in grün. Was bedeutet das für uns? Was k?nnen wir als Konsumenten eigentlich daran ?ndern? Und ich glaube, das Einzige, was wir machen k?nnen, ist erst mal, uns zu fragen, in was für einem Staat leben wir eigentlich? Und was diese Technologie angeht, k?nnen wir h?chstens sagen: Lass uns die Produkte, die wir haben, so lange wie m?glich benutzen! Was anderes f?llt mir auch nicht ein. Ich kann die Welt ja nicht ver?ndern dadurch, dass ich so einen Film mache! Watty: Vielleicht aber ein bisschen! Zumindest haben Sie uns jetzt mit den gro?en Fragen in Richtung Wochenende schon geschickt! Christian von Borries war das, Musiker und Filmemacher. Sein aktueller Film hei?t "iPhoneChina" und wir haben gesprochen anl?sslich des gro?en Startes zwischen China Mobile und Apple in China. Vielen Dank, dass Sie heute bei uns waren! von Borries: Gerne!
本文档为【Geld dürft ihr haben, frei sein nicht!】,请使用软件OFFICE或WPS软件打开。作品中的文字与图均可以修改和编辑, 图片更改请在作品中右键图片并更换,文字修改请直接点击文字进行修改,也可以新增和删除文档中的内容。
该文档来自用户分享,如有侵权行为请发邮件ishare@vip.sina.com联系网站客服,我们会及时删除。
[版权声明] 本站所有资料为用户分享产生,若发现您的权利被侵害,请联系客服邮件isharekefu@iask.cn,我们尽快处理。
本作品所展示的图片、画像、字体、音乐的版权可能需版权方额外授权,请谨慎使用。
网站提供的党政主题相关内容(国旗、国徽、党徽..)目的在于配合国家政策宣传,仅限个人学习分享使用,禁止用于任何广告和商用目的。
下载需要: 免费 已有0 人下载
最新资料
资料动态
专题动态
is_963767
暂无简介~
格式:doc
大小:36KB
软件:Word
页数:0
分类:
上传时间:2019-01-12
浏览量:18